Lustvoll essen trotz Schluckstörung? Das geht!

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Bildnachweis und Copyright:  HACO AG

Schluckstörungen nehmen aufgrund unserer steigenden Lebenserwartung stetig zu. Doch auch bei Problemen mit der Nahrungsaufnahme möchten die Betroffenen sich kulinarisch verwöhnen lassen. Vorlieben verschwinden nicht einfach, nur weil die Nahrungsaufnahme erschwert ist. Zwei Ratgeber wollen hier Unterstützung bieten: «Make Food soft» und «Genussvoll essen und trinken mit Schluckstörung».

Die beiden Kochbücher punkten mit alltagsnahen, bekannten Rezepten inklusive Nährwert­angaben und kurzen Theorieteilen über den Schluckvorgang und Schluckstörungen. Doch in einigen Aspekten unterscheiden sie sich.

«Make food soft» wirkt im Vergleich insgesamt moderner. Bei manchen Rezepten sind QR-Codes zu Miniclips und Nährwerten hinterlegt. Älteren Lesenden – die öfter von Schluck­störungen betroffen sind als Jüngere – ist die Handhabung von QR-Codes womöglich nicht vertraut. Aber es lohnt sich, die Codes zu nutzen, denn die farbenfrohen Miniclips wecken die Lust, Rezepte nachzukochen. Das Buch inklusive Fotos konzentriert sich konsequent auf pürierte Kost. Dennoch wirken die Menus sehr ansprechend. Dies zeigt auf, dass pürierte Kost optisch ebenso hochwertig daherkommen kann wie Normalkost. Aufgrund der oftmals anspruchsvollen, aufwändigen Zubereitungsarten werden primär Köche in Heimen und Kliniken angesprochen. Zudem werden für viele Rezepte Produkte und Geräte benötigt, welche in einem Privathaushalt meist nicht zu finden sind (z.B. Trennfettspray, Rote-Bete-Pulver, PacoJet, Bunsenbrenner). Insgesamt ist dieses Werk sicherlich ein anregender Begleiter für Profiköche.

Im Buch «Genussvoll essen und trinken mit Schluckstörungen» sind die Zubereitungen der Speisen leicht verständlich beschrieben. Die benötigten Gerätschaften und Nahrungsmittel sind in den meisten Haushalten zu finden. Bezüglich der vorgeschlagenen Speisekonsistenzen birgt das Werk für Laien eine Herausforderung: Es unterscheidet drei Koststufen: «Feste Basiskost», «grob pürierte/zerdrückte» und «fein pürierte Kost». Ungeübte müssen schon sehr genau lesen, welches Menu sich für wen eignet. Diese Varianten verkomplizieren die ursprünglich einfachen Rezepte. Als Garnitur und zur Veranschaulichung werden in diesem Werk auch solche Nahrungsmittel abgebildet, welche bei Schluckstörungen vermieden werden sollen. Das kann ungeschulte Leser irreführen. Ein Pluspunkt wiederum sind die speziell für Morbus Parkinson Betroffene entwickelten Ernährungspläne. Das Kochbuch dürfte für Privatpersonen eine wertvolle Hilfestellung sein, sofern sie sich im Klaren sind, welche Kostform wofür geeignet ist.

Beide Bücher können professionelle, schlucktherapeutische Aufklärung und Therapie selbstverständlich nicht ersetzen. Dennoch inspirieren sie und zeigen auf, dass die Nahrungsaufnahme trotz vorhandener Schluckstörung und empfohlener Konsistenzanpassung ein Highlight sein kann.

Patricia Wüest, Logopädin in eigener Praxis und DLV-Vorstandsmitglied

 

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