Lektüre für Lesemuffel

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Ein gutes Buch hat eine beinahe magische Wirkung: man kann damit in eine komplett andere Welt abtauchen. Doch nicht jedes Kind wird von diesem Zauber ergriffen. Während das eine mit einem guten Buch abhebt, fühlt sich das andere von derselben Materie regelrecht erschlagen. Leider lassen viele vom Lesen ab, bevor sie es richtig gelernt haben. Eine meiner beruflichen, aber auch privaten Leidenschaften ist es, für jedes Kind den passenden Schmöker zu finden.

Gerne schildere ich hierzu ein paar Beispiele aus meinem Alltag:

 

Lia findet Geschichten langweilig

Es fiel mir erst schwer, dies zu glauben: die damals 9jährige Lia konnte partout nichts mit erfunden Geschichten - also so ziemlich jedem Roman - anfangen. Begeistern liess sie sich schliesslich für das Sachbuch „Die 100 gefährlichsten Dinge der Welt und wie man sie überlebt“ (Verlag arsEdition). Sie mochte auch die „Was ist was - Erstes Lesen“-Bücher (Tesloff-Verlag). Zudem liebt sie Witzbücher und Kochrezepte.

 

Leon hat Angst vor zu vielen Buchstaben und langen Wörtern

Der 10jährige Leon hatte eigentlich Lust auf den „Räuber Hotzenplotz“. Doch schon nach einem kurzen Blick auf die erste Textseite klappte er das Buch entschieden wieder zu. Trocken kommentierte er: „So viele Buchstaben – das macht mir Angst“.

Bei Büchern mit Silbenhilfe, zum Beispiel „Kugelblitz auf Gaunerjagd durch Deutschland“ (Verlag Hase und Igel) werden einzelne Silben hervorgehoben, das erleichtert gerade das Lesen von längeren Wörtern sehr. Wer sich von zu vielen Buchstaben erschlagen fühlt, kann einen Versuch mit den Comicbänden von „Die drei ??? Kids“ (Kosmos-Verlag) machen.

 

Noah mag nur „Gregs Tagebuch“ und hat schon alle Bände gelesen

Für den 12jährigen Noah war die Sache klar: Es gibt kein Lese-Leben nach Gregs Tagebüchern. Zum Glück trafen wir auf eine versierte Buchhändlerin. Sie empfahl uns den britischen Autor Pete Johnson. Tatsächlich waren wir beide begeistert von „Wie man seine Lehrer erzieht“ (Verlag bloomon, auch erschienen bei ars Edition unter dem Titel „Wie man seine Lehrer in den Wahnsinn treibt“) und sind nun gespannt auf den Band „Wie man 13 wird und überlebt“.

 

Sofias Deutsch-Wortschatz ist noch recht klein

Sofia spricht zuhause Spanisch und Portugiesisch und lernt Deutsch erst seit dem Kindergarteneintritt. Obwohl die Zweitklässlerin schon recht flüssig liest, legt sie ihre Bibliotheksbücher oft frustriert weg. Da sind einfach zu viele Wörter und Redewendungen, die sie nicht versteht. Das Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien hat seine Jahrestagung dem Thema „Lesen leicht gemacht“ gewidmet.

Hier finden sich Handouts der Veranstaltung mit konkreten Buchtipps. Sofia war übrigens begeistert von „Goldfreunde“ und „Wanda will weg“ (SJW-Verlag).

 

Eine Faustregel

Es lohnt sich, mit Lesemuffeln das Bibliothekssortiment zu durchstöbern und eine Auswahl zu treffen. Diese kann man mit zwei Faustregeln des Autors Frank Maria Reifenberg überprüfen:

  • 5 Finger-Regel: Auf der ersten Seite des Buches hat es nicht mehr als 5 Wörter, die ich nicht kenne.
  • 10 Seiten-Regel: Das Buch packt mich schon auf den ersten 10 Seiten

 

Priscilla Schranz

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